Der Puppentanz im Quartier –
Jung und Alt lassen im Haus Ledenhof die Puppen tanzen
Ein Puppentheaterstück in 6 Akten mit Bewohnern der Ev. Senioren- und Pflegeeinrichtung Haus Ledenhof und mit Kindern des Kindergartenvereins Marianne Schlief e.V. unter der Leitung des Erzähltheaters Osnabrück.
Kreativität und Phantasie haben keine Altersgrenzen. Gemeinsam planten die Vorschulkinder des Kindergartenvereins Marianne Schlief e.V. und Bewohnerinnen und Bewohner der Ev. Senioren- und Pflegeeinrichtung Haus Ledenhof in fünf Monaten ein Puppentheaterstück. Unter der Leitung der Erzählerin Sabine Meyer, Erzähltheater Osnabrück, entwickelten die Senioren und Kinder zusammen bühnenreif ihre eigenes Theaterstück.
Begonnen hat alles, so die Erzählerin Sabine Meyer, mit Bergen voller bunter Stoffe, Bänder, Socken und Perlen. Mit viel Phantasie, Bohrmaschine und Fingerspitzengefühl bauten Senioren und Kinder ihre eigenen Spielpuppen. Dabei halfen Erzieherinnen, Betreuungskräfte, Ehrenamtliche, Eltern und Großeltern. So entstand der Drache Feuer, die Prinzessin Viktoria aus dem Eisland und die gute Fee Milli aus dem Regenbogenland. Während die Kinder und Senioren die Puppen bauten, interviewte die Erzählerin Sabine Meyer fertige und halbfertige Puppen nach Namen, Herkunft und Vorlieben. So mochte die Sockenpuppe Ruth am liebsten Vanillepudding, der Zauberer zauberte mit einem Zauberschirm und die Prinzessin Paula aus Entopia tanzte am liebsten mit ihrem Papa im Schloss.
„Aus den Interviewantworten und dem spontanen Spiel konstruierte ich die passende Geschichte.“ So die Erzählerin, die neben dem Drehbuch auch die Regie des Theaterstücks übernahm. „Und dann begannen die Proben.“ Immer wieder spielte die Gruppe einzelne Teile des Stücks und veränderte die Geschichte. Dabei wurde so manchen Schwierigkeiten mit Ideenreichtum zu Leibe gerückt, so wurde kurzerhand der Zauberer, weil er zu schwer für eine Kinderhand war, auf einen Besen gesetzt und die Kulissen an einer Fadenwand hoch gezogen, um mehr Platz auf der Bühne zu haben.
Am 18. Dezember 2015 wurde das Stück mit professioneller Bühnen- und Lichttechnik aufgeführt. Hinter der großen Bühne, die extra für diese Aufführung gebaut wurde, hatten alle sechzehn großen und kleinen Spieler/innen und das siebenköpfige Unterstützerteam Platz. Gekommen waren zu dieser außergewöhnlichen Premiere Eltern, Angehörige, Geschwister, Bekannte, Freunde und Gäste. Und zwar so viele, dass die Stühle nicht mehr reichten und zum Schluss nur noch Stehplätze zu ergattern waren.
Dann begann das Spiel mit dem Einzug der Puppen und Spieler. Und schon beim ersten Akt, als der Puppenkönig Rafael von Entopia mit seiner Puppentochter Prinzessin Paula auf der Bühne tanzte, gab es Szenenapplaus. Die Erzählerin Ulrike Kamlage führte gekonnt durch das Stück. Und Sabine Ellermann, Leiterin des Kindergartens Marianne Schlief e.V. stellte als Zeremonienmeisterin mit Hut und Rokkojacke die einzeln Puppen vor.
Doch etwas Schreckliches passierte im Puppenland, der Zauberer, der so gerne Menschen in Tiere verwandelt, bekam einen Zauberschnupfen. So musste der mutige König Johann der Hund Flocki bleiben, denn mit Zauberschnupfen kann kein Zauberer zaubern. „Wie schrecklich!“ sagte dazu die Königin Blümchen und schüttelte heftig ihren Puppenkopf.
Doch der Drache Feuer und Prinzessin Viktoria aus dem Eisland wussten Rat. Nur die Fee Milli aus dem Regenbogenland konnte helfen. Sie kochte mit den bunten Socken ein Zauberpudding. Denn bei Zauberschnupfen hilft nur Zauberpudding.
So ging am Ende doch alles gut aus. König Johann wurde wieder ein König und alle feierten ein großes Fest. Auch die bunten Socken feierten mit und sangen: „Froh zu sein bedarf es wenig, und wer froh ist, ist ’ne Socke!“
Mit viel Spielfreude zeigten die Kinder und Senioren, dass was sie so lange erarbeitet hatten und wurden von allen Zuschauern mit einem donnernden Applaus am Ende belohnt.
„Ich war ganz schön aufgeregt.“, sagte Maria Steiner, die Bewohnerin, die die Eisprinzessin Viktoria baute und spielte. „So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gemacht.“ Und Mi-Ja aus dem Kindergarten zeigt stolz ihre Fee Milli, die sie selbst gebaut und gespielt hat, ihren Eltern. „Jetzt weiß ich auch, warum meine Tochter zu Hause immer das Lied „Froh zu sein bedarf es wenig“ gesungen hat. Ich habe mich schon gewundert, wo her sie das Lied kannte!“, sagte eine Mutter erstaunt. „Hast du denn nichts verraten?“, fragte die Projektleiterin Sabine Meyer die kleine Puppenspielerin. „Nee. Dann wäre es doch keine Überraschung mehr!“ lautet die klare Antwort.
Am Ende gab es eine Überraschung für die Mitwirkenden und Anwesenden. Während der Projektzeit hatte Sabine Meyer Film- und Fotomaterial gesammelt und daraus eine filmische Dokumentation, wie das Stück „Der Tanz der Puppen“ entstanden war, zusammengestellt. So konnten Eltern und Kinder, Senioren und Angehörige und alle anderen sehen, wie die Puppen in der Puppenbaustube und die Kulissen in der Kulissenküche entstanden sind. Sie hörten und sahen, wie durch spontanes Spiel und geschickter Fragetechnik Sabine Meyer die Geschichten entstehen ließ. Und freuten sich zusammen über Schnappschüsse, Probenszenen und Musik.
Und am Ende sangen fast 100 Menschen zusammen: Froh zu sein, bedarf es wenig, und wer froh ist, ist ’ne Socke.
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