Heute ist ein ganz besonderes Märchenfenster – für mich! Meine Mutter Ursel hat für das Märchenfenster verschiedene Geschichten eingesprochen. Heute könnt ihr die erste davon hören. Meine Mutter hat meiner Schwester und mir, als wir noch klein waren, jeden Abend eine Geschichte vorgelesen und manchmal auch noch in der blauen Stunde, dann wenn es schon ein bisschen dämmert. Das war unsere Lese- und Erzählzeit. Oft bei Kerzenlicht und Plätzchenteller sassen alle vier Meyers zusammen, lasen einander vor, oder lasen für sich selbst oder erzählten einander. Kein Wunder, dass aus mir eine Märchenerzählerin geworden ist.
Das heutige Märchen ist ein jüdisches Hirtenmärchen. Ich glaube nicht, dass meine Mutter mir diese Geschichte in meiner Kindheit erzählt hat. Aber das was diese Geschichte aussagt, hat sie mir immer wieder erzählt: wenn alle Menschen einander helfen, für einander da sind und mit einander sind, dann geht die Sonne auf.
Wann beginnt der Tag?
Übrigens beginnt mein Tag im Moment um 5.30 Uhr mit meinem Mann. Und wenn wir so früh gemeinsam mit dem Kaffeebecher in der Hand aus dem Küchenfenster sehen, sehen wir die Sonne aufgehen. Ein unvergesslicher Augenblick – jeden Tag neu.
Und genug der Vorrede: Märchenfenster auf und viel Vergnügen mit zwei Hirten, einem Streit und die Antwort auf die Frage, wann der Tag beginnt.
Ihre und Eure Sabine
Das Märchenfenster
Das Märchenfenster wird sich immer wieder öffnen, jeden Tag. Es werden immer wieder andere Erzählerinnen und Erzähler, Musiker und Musikerinnen und kreative Menschen im Märchenfenster zu sehen und zu hören sein.
Und nachdem ich soviele Menschen schon bewegen konnten, mir Geschichten und Märchen einzusprechen, Musik und andere Medien zur Verfügung zu stellen, wende ich mich auch an jede einzelne Besucherin, an jeden einzelnen Besucher meiner Internetseite: schicken Sie mir Ihr Lieblingsmärchen, schickt mir euer Lieblingsgeschichte als Tonaufnahme oder Videoaufnahme mit dem Handy, denn wir sind alle Erzählerinnen und Erzähler. Lasst uns Geschichten erzählen und hören, wie vor langer, langer Zeit es die Menschen taten, abends am Feuer, wenn die Arbeit getan war, der Regen draußen prasselte oder der Wind um die Ecke fuhr. Lasst uns ein bisschen näher zusammen rücken und lauschen wie die Geschichte, das Märchen, das Lied, der Film uns für einen Augenblick in eine andere Welt führt, eine Welt zwischen hier und da, zwischen einst und jetzt.