Es war einmal ein lustiges Mädchen voller bunter Flausen, Lieder, Bilder und Geschichten im Kopf. Wo man das Mädchen auch sah, wurde das graue Einerlei des Alltags und der Langeweile in ein Meer voller Farben, ein Meer voller farbenprächtiger Gefühle, ein Meer voller bunter Möglichkeiten getaucht. Deswegen nannte bald darauf alle Welt das Mädchen Buntkäppchen. Buntkäppchen war an vielen Orten unserer Stadt zu sehen, zu spüren und zu hören: auf den Bühnen dieser Stadt, im Theater und OsnabrückHalle ebenso wie im Haus der Jugend, auf der Straße, in der Lagerhalle oder im Figurentheater und überall dort, wo Menschen Theater und Musik machten. Es sass zwischen den Sesseln der Kinos dieser Stadt. Und in den Museen weit und breit fand man Buntkäppchen, wie es Kunstwerke, Bilder und Objekte zu bestaunen. Es tanzte mit dem Tanztheater den Schuhplattler und erzählte mit dem Erzähltheater Märchen und Geschichten. Ja, auch in dem kleinen Atelier um die Ecke und in den Ausstellungen hier und dort, ja sogar auf dem Orgelboden der Kirchen der Stadt, war Buntkäppchen zu finden.
Doch eines Tages kam etwas, was Buntkäppchen die Farbe nahm. Es schlich sich in einer Atemwolke zwischen die Menschen dieser Stadt und verbreitete Krankheit, Angst und Tod. Und aus der einst so bunten Stadt voller Leben, voller Musik und Geschichten, wurde eine leere, graue, stille Stadt. Da wurde Buntkäppchen traurig. Es verlor alle Farben und ging nach Hause. Von nun an lebte es einsam zwischen Streamingdiensten und Homeoffice. Niemand lachte mehr mit dem Käppchen ohne Farbe, niemand sang mehr mit ihm, niemand malte mehr Bild oder erzählte ihm eine Geschichte. Und eines Tages verschwand das farblose Käppchen aus unserer Stadt, aus deinem und aus meinem Leben. Und wir wurden ärmer, stiller und einsamer. Statt bunt war nun alles grau.
Alles? Nein, nicht alles! Eine Farbe gab es noch. Erst war sie nur ein kleiner Punkt. Dann eine kleine Lampe hinter einem Schaufenster. Dann wurde sie zu einem großen Schweinwerfer an einem Häuserfassade. Und das ROT lief durch die Gassen und Straßen dieser Stadt. Und es ruft dir zu: „Lasst die Kultur nicht sterben, denn sie macht aus dem Grau das bunte, volle, echte Leben!“