Heute gilt es wieder einmal ein ganz neues Märchenfenster.

Der kleine Hirte, der zu spät kam

Nein, es ist noch nicht zu spät, um an Weihnachten zu denken. Der Heilige Abend ist doch gerade erst geschehen. Jetzt allmählich kehrt Ruhe in dem kleinen Stall ein. Die Ruhe nach dem Glänzen, nach der himmlischen Musik und der Gewissheit, dass ab jetzt alles anders ist. Die Hirten, die dabei waren und das Kind gesehen haben, haben es ihren Freunden erzählen. Sie haben es mit eigenen Augen gesehen und konnten ihren Freunden die Wahrheit erzählen. Und die Freunde haben es ihren Freunden erzählen und die wieder ihren Freunden. Ein kleiner Hirte aber wollte es unbedingt mit eigenen Augen sehen, was dort in dem kleinen Stall geschehen ist. Aber er kam zu spät. Alle waren schon fort. Maria und Josef. Das Kind. Die Engel. Alle fort. Wo von sollte er jetzt erzählen, der kleine Hirte? Er wollte die Wahrheit erzählen. Doch ohne selbst gesehen zu haben, was geschehen ist, kann er die Wahrheit nicht erzählen. Er war zu spät gekommen. Wie traurig.

Doch hatte der kleine Hirt noch nicht den Stern von Bethlehem entdeckt, der sich auf dem schrägen Dachbalken festgeklemmt hatte. Der Stern war sehr müde. Das viele Strahlen und Glänzen hat ihn müde gemacht. Denn er war ja dabei gewesen und hatte alles mit eigenen Augen gesehen.

So hört in der Geschichte, die mitten in der Weihnachtszeit von Weihnachten erzählt, wie der kleine Hirt und der Stern von Bethlehem Weihnachten lebendig werden lassen.

Diese Geschichte ist im Rahmen eines Projektes mit den Evangelischen Stiftungen Osnabrück, die sich für die evangelischen Senioreneinrichtungen ein eigenes Märchen in der Dose gewünscht hatten. So kam es, dass ich 2021 um den Dreikönigstag herum mit hunderten kleinen Märchendosen und der Geschichte von dem kleinen Hirte im Gepäck zu den Senioreneinrichtungen fuhr und dort für jede Bewohnerin, für jeden Bewohner eine Märchendose bringen konnte. Das war für mich, wie noch einmal Weihnachten erleben. Weihnachten hört nie auf. Weder am Dreikönigstag. Noch an Maria Lichtmeß, wie es der Kirchenkalender sagt, noch am nächsten Heiligen Abend. Weihnachten gibt es immer. Das ist die Wahrheit. Und ich habe es mit eigenen Herzen gesehen.

Aber nun genug der Vorrede. Lasst uns das Märchenfenster öffnen und in den kleinen Stall am Ende der Welt schauen. Märchenfenster auf für einen kleinen Hirten, einen Stern und das wahre Weihnachten

Viel Spaß!
Eure und Ihre Sabine Meyer